Museum Alter Bau | Geislingen an der Steige 13.-14. Oktober 2023

Herbsttagung/ Mitgliederversammlung

Bereits am Donnerstag, 12. Oktober 2023, fanden sich ca. 50 der insgesamt fast 90 Tagungsteilnehmer in Süßen ein, um dort einen intensiven Austausch im Rahmen eines Abendessens zu genießen. Am Folgetag stellte sich bereits das erste Highlight ein, als die Tagungsteilnehmer am Veranstaltungsort eintrafen. Der „Alte Bau“, ein mittelalterliches Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, wurde vor geraumer Zeit von der Mitglieds-Firma Stahl saniert und restauriert. Zusammen mit seiner Ehefrau Martina, seinen Söhnen Florian und Felix und seinem Mitarbeiterstab hatte Martin Stahl das als Museum genutzte Gebäude so vorbereitet, dass es als Veranstaltungssaal für die 90 Teilnehmer optimal genutzt werden konnte. 

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Verbandes Sebastian Schmäh, richtete Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, ihr Grußwort an die Tagungsteilnehmer. Hierin stellte sie die Notwendigkeit der Vereinfachung von Baugenehmigungsverfahren dar, um den Wohnungsbedarf zeitnah decken zu können. Auch die weitere Förderung der Verwendung von Holz als Baustoff sei ein Gebot der Forderung für mehr Nachhaltigkeit bei der Errichtung von Gebäuden. Die im Anschluss rege geführte Diskussion der Tagungsteilnehmer bündelte der Vorsitzende Sebastian Schmäh in das Angebot an die Ministerin Razavi zu einem Gespräch in kleinem Kreise. So kann zielführend an der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für einen effektiven und nachhaltigen Wohnungsbau zusammengearbeitet werden, um künftig den Bedarf an nachhaltigem Wohnraum decken zu können. Ministerin Razavi nahm dieses Angebot dankend an.

Im Anschluss erfolgte das Grußwort von Oberbürgermeister der Stadt Geislingen, Frank Dehmer, welcher die historische Bedeutung der Stadt hervorhob, aber auch auf die aktuellen Verkehrs- und Strukturprobleme in der Region hinwies. Die historische Bedeutung stellte dann der ehemalige Stadtarchivar der Stadt Geislingen, Hartmut Gruber, anschaulich dar. Dies erfolgte insbesondere auch im Hinblick auf die Tagungsstätte selbst, sowie den noch am Nachmittag zu besichtigenden und zu begehenden „Alten Zoll“, sowie dem „Kornschreiber“, dem Treffpunkt für das Abendessen. 

Diese Ausführungen wurden dann letztendlich vom Organisator und Hauptprotagonisten Martin Stahl, der jeweils an der Sanierung aller drei genannten Objekten maßgeblich beteiligt war, abgerundet. Er konnte entsprechende Informationen über Probleme, Hindernisse und Anforderungen, sowie Herausforderungen, welche die Sanierungsarbeiten am aktuell fertiggestellten „Alten Zoll“, aufgetan hatten, beisteuern. Das Ergebnis, so Martin Stahl, sei letztlich aber doch höchst erfreulich und lasse die Probleme in den Hintergrund treten, wovon sich die Teilnehmer dann am Nachmittag im Rahmen der Besichtigung des „Alten Zolls“ überzeugen konnten. 

Im Rahmen eines kurzen, internationalen Intermezzos, begeisterte Zimmermeister und Restaurator Andreas Beck, vom Bildungszentrum in Biberach/Riss, mit seinem Werkbericht über die Sanierung des Vierungsturmes der Kathedrale Notre Dame de Paris. Es herrschte Einstimmigkeit darüber, dass dieses Thema in einem ausführlichen Vortrag bei der nächsten Tagung in das Programm aufgenommen werden soll.

Nach der harmonisch verlaufenden Mitgliederversammlung erfolgte dann die avisierte Objektbesichtigung des „Alten Zolls“. Durch die Renovierung konnte ein siebengeschossiges Fachwerkmonument der Nachwelt erhalten bleiben und bietet zudem einer Behörde ein entsprechend opulentes Platzangebot mitten in der Geislinger Altstadt. 

Den Abschluss fand der ereignisreiche Freitag dann im historischen Kornschreiber, einem vorzüglich sanierten Fachwerkgebäude aus dem 14. Jahrhundert. 

Erneut erwiesen sich die Mitglieder des Verbandes der Restauratoren im Zimmererhandwerk als kommunikativ im Erfahrungsaustausch und geübt im geselligen Beisammensein. Der Akkordeonweltmeister Ralf Brendle trug das Übrige dazu bei, um zu Gesang und Zimmererklatsch anzuregen. Nicht ganz unüblich war es, dass sich der Erfahrungsaustausch bis tief in die Nacht zog. 

Der zweite Tag der Veranstaltung startete mit Dr. Dörte Jakobs, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Sitz Esslingen, die zum Thema „Historische Deckenkonstruktionen, Anmerkungen zu einem komplexen Verbundsystem“ referierte. Im Anschluss an den interessanten Vortrag, folgte eine intensive Diskussion über die differenzierten Möglichkeiten der Sicherung von kulturell hochwertigen, historischen Stuckdecken. 

Ein „alter Bekannter“ für fast alle Teilnehmer setzte die Vortragsreihe dann fort: Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Bleyer aus Metzingen referierte über seine dentrochronologischen Untersuchungen in Geislingen. Bereits vor Jahrzehnten hatte Hans-Jürgen Bleyer dentrochronologische Untersuchungen am „Alten Bau“, also der Tagungsstätte selbst, durchgeführt. Hierdurch ergaben sich umfassende Kenntnisse zu Geschichte und historischer Bedeutung dieses monumentalen Denkmals. Gebannt verfolgten die Tagungsteilnehmer diese Ausführungen.

Abschließend berichtet Zimmermeister und Restaurator Bernd Otto, Bildungszentrum Biberach/Riss, über den derzeitigen Stand hinsichtlich der Umsetzung der Weiterbildungsverordnung. Ab 2024 wird ein erster Kurs in Biberach durchgeführt. Die genauen Inhalte bzw. Referenten, werden noch bekanntgegeben.

Sebastian Schmäh bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den Teilnehmern. Eine bemerkenswerte und politisch wertvolle Tagung fand dann ihr Ende beim gemeinsamen Mittagessen im bereits bekannten Kornschreiber.  

Der Erfolg dieser Veranstaltung ist letztlich maßgeblich dem engagierten Verbandsmitglied Martin Stahl, seiner charmanten Ehefrau Martina sowie seinen Söhnen Florian und Felix, sowie vielen mitwirkenden Mitarbeitern der Firma Stahl zu verdanken. Diese Erkenntnis äußerte der souverän und charismatisch durch die Tagung führende Vorsitzende Sebastian Schmäh, dem es in diesem Rahmen gelang weitere Brücken zur Politik und zur Denkmalpflege zu bauen. 

 

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